Antimuslimischer Rassismus oder Islamfeindlichkeit benennt ablehnende Einstellungen gegenüber Muslimen, ihrer Kultur und ihren öffentlich-politischen wie religiösen Aktivitäten.

Derzeit vermischen sich in islamfeindlichen Einstellungen religiöse, kulturalistische und rassistische Argumentationsmuster. Muslime werden dabei als einheitliche Gruppe vorgestellt, ihr Glauben als rückschrittlich, archaisch und gewaltvoll, patriarchal und frauenfeindlich beschrieben.

Ihnen wird daher das öffentliche Ausleben des Glaubens (Kopftücher, Moscheen), ja sogar das Leben in Deutschland abgesprochen: Der Aussage: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ stimmten 2015 ca. 52% der Befragten zu.

Der Antimuslimische Rassismus hat eine Jahrhunderte alte Geschichte. Wie der Rassismus ist auch diese Diskriminierungsform im wesentlichen durch den Kolonialismus und dem daraus entstandenen Orientalismus geprägt worden. Allerdings sind hier auch antimuslimische Stereotype die im 12. und 14.Jahrhundert in Europa mit den christlichen Kreuzzügen entstanden eingeflossen.1

Verbreitung des Antimuslimischen Rassismus

  • Laut einer Untersuchung der Universität Münster 2016 ist bei ca. 60% der Befragten die Haltung gegenüber Muslimen eher oder sehr negativ.
  • Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten in Deutschland empfindet den Islam als bedrohlich.2
  • Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland stimmen der Aussage zu, „durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“. Laut der Bielefelder Mitte-Studie waren es 2018 rund 35 Prozent, laut der Leipziger Autoritarismus“-Studie sogar rund 56 Prozent.
  • Viele vertreten zudem die Meinung, man solle Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen: die Mitte-Studie kam hier auf etwa 18 Prozent, die Autoritarismus-Studie auf rund 44 Prozent.
  • Über 40 Prozent der Befragten in Deutschland hätte etwas dagegen, wenn ein Muslim oder eine Muslimin in die Familie einheiraten würde.3
  • Wer Musliminnen und Muslime persönlich kennt, neigt eher dazu, eine positive Meinung über die Personen und ihre Religion zu haben. Das geht aus einer 2018 veröffentlichten Umfrage des Pew Research Center hervor. Die „Kontakthypothese“, wonach persönliche Kontakte gegen Vorurteile helfen, wird auch durch deutsche Studien gestützt.4

Rassistische Diskriminierungen

Reale Benachteiligung von Muslimen, zum Beispiel bei der Wohnungssuche, der Bewerbung um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, der Empfehlung für eine höhere Schule, bei Beförderungen im Unternehmen oder bei Arztbesuchen.

Dies gilt nochmals verstärkt für muslimische Frauen mit Kopftuch, die noch häufiger Diskriminierungserfahrungen machen. So machen als muslimisch geltende Mädchen oftmals die Erfahrung, dass ihnen keine eigene Meinung zugestanden und nicht zugetraut wird, Entscheidungen selbst zu treffen. Stattdessen werden sie als “unterdrückte Mädchen” angesprochen.

Überdurchschnittlich häufig wird von Diskriminierungen im Bildungsbereich berichtet … In Schulen und Universitäten werden Leistungen von Muslimen vom Lehrpersonal schlechter bewertet oder Muslime werden aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung herabwürdigend dargestellt, ausgegrenzt, beleidigt oder ausgelacht.

Zum Beispiel Mitte Oktober 2017 in Würzburg:

Eine Professorin sprach in ihrer Vorlesung von der Respektlosigkeit jeglicher Art von Kopfbedeckung in Vorlesungssälen und zeigte dabei auf eine einzelne Studentin, die aufgrund ihrer Religion ihre Kopfbedeckung nicht entfernen wollte.5

  • 39% der Muslime in Deutschland haben aufgrund ihrer Herkunft Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt erlebt.

Antimuslimische Straftaten

Antimuslimische Straftaten werden vom Bundesinnenministerium (BMI) erst seit 2017 gesondert erfasst.

  • 2018 zählte das BMI 910 antimuslimische Straftaten, etwa 92 Prozent davon waren rechts motiviert.6
  • Im ersten Quartal 2019 hat das BMI bereits 19 Angriffe auf Moscheen und Gebetsräume registriert. 2018 waren es insgesamt 48. Der vorläufige Höhepunkt war im Jahr 2015: Damals zählten die Behörden 75 Übergriffe auf Moscheen.7

Bei den Zahlen ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Straftaten angezeigt oder von den Behörden als islamfeindlich motiviert erkannt werden. Muslimische Organisationen kommen zu deutlich höheren Zahlen.

Der islamische Dachverband DITIB etwa erfasste 2016 in einer eigenen Erhebung 115 Angriffe auf Moscheen. Für 2018 kommt die Organisation FAIR International auf rund 90 Übergriffe. Darunter waren elf Brandanschläge und zwei Angriffe mit einem Luftgewehr.8

Literatur zu Antimuslimischen Rassismus

  • Fanny Müller-Uri: Antimuslimischer Rassismus. Eine Einführung, Mandelbaum Verlag 2014
  • Farid Hafez: Feindbild Islam. Über die Salonfähigkeit von Rassismus, Böhlau Verlag 2019

Texte zu Antimuslimischen Rassismus

Materialien zu Antimuslimischen Rassismus

Pädagogische Materialien

Webseiten zu Antimuslimischen Rassismus

Videos

  1. Vgl. W. Montgomery Watt: der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter, 1972, S. 101-105
  2. Religionsmonitor“ der Bertelsmann-Stiftung, Juli 2019.
  3. Religionsmonitor“ der Bertelsmann-Stiftung, Juli 2019.
  4. Pew Research Center: In Western Europe, familiarity with Muslims is linked to positive views of Muslims and Islam, 2018; Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland: Islam und Muslim*innen in Deutschland: Die Sicht der Bevölkerung. Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage, 2018, S. 11
  5. http://www.sueddeutsche.de/bayern/glaube-und-wissenschaft-kopftuch-debatte-an-wuerzburger-universitaet-1.3727529
  6. Bundesinnenministerium (2019): Politisch Motivierte Kriminalität im Jahr 2018, S. 6
  7. für 2019: Bundestags-Drucksache 19/10570, S. 2; für alle anderen Jahre: BMI auf Anfrage des MEDIENDIENSTES im Juni 2019.
  8. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Hrsg.): Moscheeübergriffe in Deutschland 2016. Ein Bericht der DITIB-Antirassismus- und Antidiskriminierungsstelle“, 2017, S. 8; FAIR International: Pressemitteilung Beinahe 90 Übergriffe auf Moscheen im Jahr 2018, veröfffentlicht 2019.