Kürzlich erschien die Studie „Coming-out – und dann …?“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Bisher gab es kaum belastbare Erkenntnisse über das Aufwachsen von lesbischen, schwulen (engl. gay), bisexuellen und Trans- (abgekürzt LGBT) Jugendlichen. Selbst in großen Jugendstudien wird diese Gruppe kaum berücksichtigt.

Der Studie zufolge berichten fast 64 Prozent der LGBT-Jugendlichen, Eltern und Geschwister würden ihre geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung nicht ernst nehmen (63,5 Prozent) oder sie absichtlich ignorieren (47 Prozent). Beschimpft, beleidigt oder lächerlich gemacht wurden von Familienmitgliedern fast 17 Prozent, die Androhung von Gewalt erlebten vier Prozent, körperliche Attacken fast drei Prozent. Besonders unter den 14- bis 17-Jährigen erfahren viele Diskriminierungen.  Allerdings berichten auch viele Jugendliche, ihre Eltern hätten sich nach einer gewissen Zeit an die LGBT-Lebensweise ihres Kindes gewöhnt und akzeptierten diese auch.
LGBT Comming Out Studie & Bildungsarbeit

Diskriminierung in Schule, Hochschule und am Arbeitsplatz

Ein hoher Anteil von LGBT-Jugendlichen erfuhr nach seinem Coming-out auch in der Schule, Hochschule oder am Arbeitsplatz feindselige Reaktionen. Mehr als die Hälfte wurde dort „beschimpft, beleidigt oder lächerlich gemacht“. Über ein Drittel fühlte sich ausgeschlossen, fast 13 Prozent wurde körperliche Gewalt angedroht, fast zehn Prozent wurden körperlich angegriffen. LGBT-Jugendliche sehen feindselige Reaktionen vor ihrem Coming-out leider schon voraus. 74 Prozent erklärten in der Umfrage, sie hätten die Ablehnung von Freunden befürchtet. 70 Prozent rechneten mit der Ablehnung durch Familienmitglieder. Zwei Drittel waren darauf gefasst, „verletzende Bemerkungen oder Blicke“ zu erleben. 60 Prozent rechneten mit Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz; 20 Prozent mit körperlicher Gewalt. Hier geht es zur gesamten Studie

Ungenügend Wissen bei Fachkräften in Schule und Jugendarbeit

Die Studie stellt zudem dar, dass in Beratungs- und Fachstellen (z.B. Jugendämtern, allgemeine Beratungsstellen), sowie im pädagogischen Bereich (z.B. Jugendzentrum, Schule) das Wissen um LGBT ausgesprochen gering bzw. auch wenig Bewusstsein vorhanden ist. Dies führt zu fehlender Wahrnehmung von LGBT-Jugendlichen und jungen Erwachsenen und deren Bedürfnissen. Nicht vorhandene bzw. mangelhafte Kenntnisse können letztendlich zu fehlerhafter Information oder Versorgung und somit zur Ausgrenzung oder Nichtversorgung der LGBT-Jugendlichen und/oder deren Angehörigen führen.

Empowerent und Schutzräume

Für LGBT-Jugendliche und junge Erwachsene, so die Studie,  sind geschützte Räume wichtig, damit sie sich – ebenso wie ihre heterosexuellen Peers – der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben widmen können. LGBT-Jugendliche und junge Erwachsene haben in einer heteronormativ strukturierten Umwelt selten die Möglichkeit, sich unbehelligt und offen in altersentsprechenden Rollen zu erproben – erste Liebesbeziehungen einzugehen, Verhaltensweisen zu testen, Erfahrungen zu sammeln. Hierfür benötigen sie eine geschützte Umgebung, in der sie sich mit anderen LGBT-Jugendlichen und jungen Erwachsenen treffen, austauschen und ausprobieren können.

Sexuelle Vielfalt thematisieren!!!

Für Pädagogen und die Bildungsarbeit müssen solche Studien aufrütteln. Schluss mit der Nichtthematisierung von sexueller Vielfalt. Es braucht Aufklärung und Auseinandersetzung … in den Schulen, als auch in den Köpfen unserer Lehrer_innen. Im folgenden ein paar Links, die weiterhelfen können:

Hilfreiche Links für die Bildungsarbeit

Die Bildungsinitiative QUEERFORMAT (www.queerformat.de) bietet zahlreiche Informationen und Materialien zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder auch Hinweise zum Umgang mit Beschimpfungen und diskriminierenden Äußerungen.

Die Broschüre „Mobbing an der Schule aufgrund der Sexuellen Identität.“ bietet Informationen und Handlungsanregungen für Schulleitung, Lehrkräfte, Schulpersonal und für Schülerinnen und Schüler. Weitere Informationen zur Thematisierung an Schulen, bietet der Bildungsserver Berlin-Brandenburg: http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/sexuelle_vielfalt.html

Beratungsangebote und Downloads von Broschüren für Lehrer_innen, Schüler_innen und Eltern gibt es unter: http://www.regenbogenfamilien.de/

Methoden und Materialien für den Unterricht (sortiert nach verschiedenen Fächern): http://www.schule-der-vielfalt.de/

Einen Medienkoffer „Familien und vielfältige Lebensweisen“ für die Kita gibt es zusammengestellt von der Bildungsinitiative www.queerformat.de, die auch die didaktische Handreichung zum Medienkoffer „Familien und vielfältige Lebensweisen“ erstellt haben … PDF