Als äußerlich sichtbares Merkmal sind Hautfarben immer wieder Teil von Stereotypisierungen geworden. Besonders durch den Kolonialismus wurden Hautfarben mit rassistischen Bildern und Vorstellungen verbunden.

Hautfarben Stereotype Kolonialismus
Hautfarben Stereotype zur Zeit des Europäischen Kolonialismus

Die rassistische Farblehre des Charakters

1748 teilte der schwedische Naturforscher Carl von Linné Menschen in verschiedene (Rassen-)Typen ein. Nach der Lehre des Aristoteles, kategorisierte er die Menschen in vier Farben: weiß, rot, schwarz und gelb. Dabei standen die imaginären  Hautfarben eher für zugeschriebene Charaktereigenschaften: So gab Linné den Ureinwohnern Nordamerikas die Farbe rot, da sie, so seine Erklärung, in ihrem Wesen feurig und wild waren.

Stereotype Hautfarben Native Americans

Menschen aus China wurden mit der Farbe Gelb belegt, weil Linné einmal gehört hatte, dass die Menschen jenseits des Urals gute Kaufleute seien. Da dafür die Galle zuständig ist und diese eine gelbgrünliche Färbung hat, war der neue Terminus schnell geboren.

Chinesen Stereotyp Karikatur Petit Journal 1898
Stereotype Personifikation Chinas in einer Karikatur des Petit Journal 1898
Karikatur der "Gelben Gefahr" um 1900
US-amerikanische Darstellung von 1899 mit dem Untertitel: „Die gelbe Gefahr in all ihrer Pracht“
Auch in jüngerer Zeit wird die Farbe Gelb noch mit Menschen aus China in Verbindung gebracht.

Bewertung der Hautfarben

Weiße Haut wurde von den europäischen Kolonialisten als hochwertiger wahrgenommen. Ob in Comics oder Werbe-Kampagnen, Weiß stand oft für überlegen, herrschend, normal, besser, sauber und rein, während andere Hautfarben als minderwertig, unterlegen, dienend, unnormal, dreckig und unrein dargestellt wurden.

Hautfarbe Stereotyp schwarz und weiss
Hautfarbe Stereotyp schwarz & weiss
Hautfarben Stereotyp
„Meine Haut ist dunkel, aber mein Herz ist weiß …“
Stereotype im Comic
Stereotype und Machtverhältnisse im Comic
Farbliche Codes in einer Werbung 2014

Exotische Vergleiche

Dunkle Hautfarben wurden und werden in der europäischen Werbung gerne benutzt. Mit ihnen wird oft Exotik und “Geschmack der Ferne” in Verbindung gebracht. Oft standen dunkle Hautfarben für Kaffee, Schokolade oder andere “exotische”, also nichtalltägliche, Genusswaren.

Hautfarben-Stereotype in der Kaffee- und Schokoladenwerbung
Werbung für Reisen nach Indien

 Die dargestellten Menschen wurden dabei oft in einer dienenden oder bedienenden Pose dargestellt, halb nackt, erotisch/exotisch oder auch verführerisch.

Rassistische Werbung für Schokolade, Kaffee, Rum
Rassistische Werbung für Schokolade, Kaffee, Rum

Hinter der ästhetischen Fassade stecken kolonial-rassistische Bilder und Zuschreibungen, die Schwarze und People of Color oft abwerten und zur Projektionsfläche weißer Sehnsüchte und Vorstellungen machen. Besonders oft betroffen von den erotisierenden/exotisierenden Bildern sind Darstellungen von Frauen. Hier vermischen sich Stereotype von Hautfarben mit Geschlechter-Stereotypen.

Werbung für Plantagen-Schokolade ... wer denkt da schon an Kolonialismus?
Werbung für Plantagen-Schokolade … Wer denkt da schon an Kolonialismus?
Kaffeebraun gleich wilde traditionelle Krieger?
Kaffee-Untersetzer aus einen feinen Café
die Schokotraum-Werbung löste (zum Glück) einen Skandal aus
Die Schokotraum-Werbung löste (zum Glück) einen Skandal aus.
Rausch der Farben ... Stereotype Werbung
„Im Rausch der Farben …“
Soul Exotik

Wilde Assoziationen

In der Werbung werden Schwarze und People of Colour auch mit Attributen wie etwa  “wild” in einen rassistischen Zusammenhang gebracht.

Werbung für einen "afrikanischen" Zirkus
wilde vergleiche ... stereotype rassistische Werbung
Rassistische Werbung
wild wenn sie ihn lassen ...
„Wild, wenn Sie ihn lassen …“

Schwarz als Kategorie des Negativen

Das die Bezeichnung “schwarz” wird im deutschen Sprachgebrauch oft negativ verwendet. In der Werbung wird die Hautfarbe damit bewusst oder unbewusst in Verbindung gebracht.

schwarze Aussischten
Schwarz in der Werbung
Schwarz in der Werbung
Schwarzfahrer
Warnung vor dem Schwarzfahrer im Würzburger ÖPNV
Schwarzfahrer
Darstellung des Schwarzfahrenden im ÖPNV

Rassistische Stereotype und ihre Attribute

Die Bilder, Attribute und Rollenzuschreibungen in Bezug auf Hautfarbenkonstruktionen haben eine klare koloniale Tradition, die sich bis heute wiederfinden. So sind von den kolonialen Eroberern des afrikanischen Kontinents mit Vorliebe Darstellungen von Menschen mitgebracht worden, die halb-nackt, oder spärlich bekleidet sind.

Koloniale Bilder prägen unsere Stereotype
Koloniale Bilder prägen unsere Stereotype

Auch deutsche “Wissenschaftler” haben im 19. Jahrhundert zu diesem Bild beigetragen. So brachten sie mit Vorliebe Bastkostüme von ihren Reisen aus den Ländern Afrikas mit, selbst als diese Bekleidung dort schon lange durch indische Baumwollkleidung verdrängt worden war.

Weitere gängige Elemente des Stereotypen waren die einfache Bewaffnung durch einen Speer, große goldene Ohrringe, eine Überzeichnung von Lippen und Augenpartie und besondere Frisuren. Dazu kommen dann wahlweise noch Knochen in den Haaren (vielleicht Menschenfresser?), Trommeln oder Masken.

Plakat zur Völkerschau der Aschantis 1887 im Jardin d’Acclimatation in Paris

Viele der benannten Stereotype sind auch heute noch in unserer Umwelt zu finden.

Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten

Eine weiterer großer Einfluss auf die Stereotype von Hautfarbenkonstruktionen in Europa, sind die omnipräsenten Werbungen der Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit.

Blackfacing in der Werbung
Blackfacing in der Werbung
Werbeplakat einer Hilfsorganisation
Poster Werbung Entwicklungshilfe

Wissenschaftliche Artikel und mehr zu dem Thema Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten, gibt es auf der Aktionshomepage white-charity, oder im gleichnamigen Film: