05.Oktobert 2022 in Würzburg:

Die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Schicht, die als „Klassismus“ bezeichnet wird, ist weniger bekannt als andere Diskriminierungsformen. Mögliche Auswirkungen von Klassismus werden in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen daher oft nicht berücksichtigt.

Die Benachteiligung aufgrund der sozialen Schicht (Klassismus), ist für viele Jugendliche allerdings eine schmachvolle Erfahrung. Im Zuge der Coronapandemie ist das Thema soziale Ungleichheit noch einmal verstärkt worden. Statistiken zeigen, dass Armut die psychische und physische Gesundheit, die körperliche Unversehrtheit und den Bildungserfolg gefährdet. Der Fachtag informiert und sensibilisiert für eine Jugendarbeit, die eine wichtige Unterstützung für sozial Benachteiligte Jugendliche sein kann.


Workshops im Rahmen des Fachtags:

1. Warum Armut psychisch krank macht / Olivier David, Journalist & Autor („Keine Aufstiegsgeschichte. Warum Armut psychisch krank macht“) 

Wie hängen soziale Ungleichheit und Mental Health zusammen? Anhand der eigenen Biografie beschreibt Autor Olivier David, welche Faktoren Auslöser für seine psychische Erkrankung waren, warum Depressionen (oftmals) politisch sind und warum er keine Tipps geben kann (und will) wie man als betroffene Person einen besseren Umgang mit den Auswirkungen von Armut auf die Psyche kultiviert.

2. Wissen ist Macht. Klassismus(-kritik) und Bildung / Francis Seeck, Kulturanthropologin, Antidiskriminierungstrainerin und Autor*in („Zugang verwehrt. Keine Chance in der Klassengesellschaft: Wie Klassismus soziale Ungleichheit fördert“).

Die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft und Klassenzugehörigkeit bestimmt unsere Gesellschaft grundlegend. Klassismus begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld. In dem Workshop wird in diese oft vergessenen Diskriminierungsform eingeführt. Es geht zudem um die Frage: Wie zeigt sich Klassismus im Bildungssystem, in der Jugendarbeit, und was können wir dagegen tun?

3. Anfang ganz unten — Aufstiegskampf mit rassistischem Gegenwind / Sergej Prokopkin, Antidiskrimierungstrainer (u.a. Migration, Antislawismus, Klassismus).

Trotz guter Bildung sind Einwandererfamilien oft gezwungen ganz unten in die Gesellschaft einzusteigen. Woran liegt das? Zu den Schwierigkeiten der Existenzsicherung kommen Abwertung und Rassismus. Was bedeutet diese Mehrfachbelastung für Jugendliche? Wie gehen Sie damit um? Welche Rolle kann Jugendarbeit spielen, um Lebenswege unabhängiger von Status und Herkunft zu machen?

4. Abgeschminkt! Männlichkeitsperformance im Kontext von Armut und Schambewältigung / Miki Herrlein, Bildungsreferent*in im Referat Ehe – Familie – Diversität.

„Auf welche Schule gehst Du? Was machen eigentlich Deine Eltern? Was hast Du Schönes am Wochenende gemacht?“ – Alltägliche Fragen, die in pädagogischen Feldern vielleicht wohlwollend gemeint sind, gleichzeitig aber auch verletzen können. Der Workshop thematisiert, wie Jugendliche auf strukturelle Gewalt und Armut reagieren und welche Bewältigungsstrategien sie wählen. Hier wird auch die Verquickung von sozialer Schicht und Geschlecht eine Rolle spielen. Ganz praktisch soll es im zweiten Teil darum gehen, wie eine nachhaltige diskriminierungs- und geschlechterbewusste Pädagogik in der Jugendgruppe aussehen kann.

Teilnahmebeitrag inklusive Mittagssnack & Getränken: kostenfrei

 Mehr Informationen & Anmeldung

Eine Kooperationsveranstaltung des Bezirksjugendring Unterfranken & des Jugendkulturhaus Cairo Würzburg