Ein spannendes transkulturelles Phänomen in der deutschen Sprache ist das Kiezdeutsch.
Diese “Sprache” wird in erster Linie von Jugendlichen gesprochen und ist damit auch eine interessante Blüte einer speziellen Jugendkultur bzw. eines besonderen urbanen Milieus. Das Besondere an Kiezdeutsch ist, dass sich die Jugendsprache im Kontakt unterschiedlicher Sprachen und Herkunftskulturen entwickelt hat.
Kiezdeutsch – Mehr als Einwanderersprache
Entgegen der vorherrschenden öffentlichen Meinung werden diese Jugendsprachen nicht von Jugendlichen einer bestimmten Herkunft verwendet (etwa Jugendliche türkischer Abstammung), sondern haben sich gerade im Kontakt unterschiedlicher Sprachen und Ethnien entwickelt.
Man spricht daher auch von “Multiethnolekten”, ein Begriff, der die ethnische Vielfalt der Sprecher*innen betont. So wird Kiezdeutsch gerade auch in gemischten Gruppen Jugendlicher deutscher und nicht-deutscher Herkunft gesprochen.
Kiezdeutsch – Mehr als plumpe Vereinfachungen
Neben grammatischen Vereinfachungen zeigt sich in Kiezdeutsch ein großes Maß an sprachlicher Kreativität und grammatischer Innovation. In Kiezdeutsch treten neue Fremdwörter z.B. aus dem Türkischen und dem Arabischen auf, es entstehen neue Wendungen und sogar neue grammatische Konstruktionen.
Beim sogenannten Codeswitching werden mitten im Satz türkische, arabische oder serbokroatische Lehnwörter eingebunden: „yalla“ für „auf geht’s“ oder „wallah“ (bei Gott), wenn etwas mit Nachdruck versichert wird.
Infoportal kiezdeutsch
Das Info-Portal kiezdeutsch der Humboldt-Universität stellt diese innovative Jugendmischsprache auch mit wissenschaftlichem Interesse vor und bietet darüber hinaus einen Blick darauf, wie man diese “Sprache” im Unterricht einsetzen kann. Denn Kiezdeutsch erzählt von Sprache und Kultur, ihrem kreativen Potential, ihrer Prozesshaftigkeit und Wandlungsfähigkeit…
Einen weiteren guten Einblick gibt der Fluter Artikel „Weissu – is krasse Sprache!“ und das Kapiel „Die Sprache(n) der Migrationsgesellschaft“ aus dem Buch Migrationspädagogik.1
- Inci Dirim/Paul Mecheril: Die Sprache(n) der Migrationsgesellschaft; in: Paul Mecheril (u.a.): Migrationspädagogik, Beltz 2010, S. 99-120 ↩
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