Künstler_innen, Wissenschaftler_innen, Herrscher_innen und Denker_innen waren oft hochmobil, gut und europaweit vernetzt. Viele hatten selbst einen Migrationshintergrund, lebten in verschiedenen Ländern oder lernten durch Studienaufenthalte oder Reisen kulturelle Schätze, Techniken oder Fähigkeiten außerhalb des heutigen Deutschlands kennen.

Mit einem spektakulären Video, hat eine Arbeitsgruppe um Maximillian Schich von der University of Texas die weltweiten Migrationsbewegungen kulturell bedeutender Persönlichkeiten visualisiert. Für das Projekt haben die Wissenschaftler unter anderem den Geburts- und den Sterbeort von mehr als 150 000 bedeutenden Menschen erfasst – und das für einen Zeitraum von gut 2000 Jahren. Damit wird sichtbar, was oft unsichtbar bleibt: Kulturschaffende Persönlichkeiten waren und sind hochmobil.

Weltweit kristallisieren sich Zentren des Austausch heraus. In Deutschland konkurrierten durch die Jahrhunderte Berlin, München, Hamburg und Köln mit Heidelberg oder Leipzig um die klugen Köpfe aus allen Himmelsrichtungen.

Im folgenden Video markiert ein blauer Punkt den Geburtsort, ein roter den Sterbeort einer berühmten Person:

Videos zeigen nur die Spitze des Eisberges …

Die Video-Animationen lassen uns ahnen, wie mobil und vernetzt Menschen zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte gewesen sind. Augustinus, Walther von der Vogelweide, Joseph Haydn, Karl Marx, Hanna Arendt, Wladimir Kaminier … ihre Geburts- und Sterbeorte sind bekannt, die von Millionen anderer Migranten, Händlern, Handwerkern, Sängern, Medizinern, Technikern, Köchen, Geistlichen, Soldaten, Prostituierten, Glücksrittern und Geflüchteten sind in dieser Animation nicht enthalten.

Migration als Normalität in der Weltgeschichte

Wie würde die vollständige Animation aussehen? Würde sie nicht das Bild von “Migration als Problemzustand” ins Wanken bringen und deutlich machen, dass Wanderungen von Menschen über Grenzen hinweg immer schon die Norm, statt die Ausnahme darstellten? Und dann ist auch klar, warum wir nie von reinen Herkunftskulturen ausgehen können, sondern immer transkulturell denken müssen. Die wandernden Menschen haben immer auch kulturelles Wissen mitgenommen und mitgebracht. Sie haben als Grenzgänger immer zu einer kulturellen Durchdringung der Weltregionen beigetragen.

Die Videos eignen sich sehr gut für die pädagogische Arbeit zu Migrationsgesellschaft, Migrationsgeschichte und auch um das Zustandekommen von Transkulturalität besser zu erklären.

Zu sehen sind Bilder und Visualisierungen auch unter www.cultsci.net