Die Studie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ enthält aktuelle Erkenntnisse über die in Deutschland lebende muslimische Bevölkerungsgruppe.

Zum einen wurde eine neue Hochrechnung über die Zahl der muslimischen Religionsangehörigen sowie eine Analyse der Sozialstruktur vorgenommen. Zum anderen liefert die Studie belastbare Informationen über die religiöse Alltagspraxis von Musliminnen und Muslimen.

Um eine Einordnung der Ergebnisse zu ermöglichen, wurden Vergleiche mit anderen gesellschaftlichen Gruppen gezogen. So können Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen muslimischen Religionsangehörigen und Angehörigen einer anderen Religion aus den gleichen Herkunftsländern sowie Personen ohne Migrationshintergrund gezeigt werden.

Zentrale Ergebnisse

Eine deutliche Mehrheit der Musliminnen und Muslime ist gläubig

82 Prozent der befragten muslimischen Religionsangehörigen geben an, stark oder eher gläubig zu sein. Sie sind damit deutlich gläubiger als christlichen Personen ohne Migrationshintergrund, nicht aber als Personen mit Migrationshintergrund, die christlich sind oder einer anderen Religion angehören.

70 Prozent der muslimischen Frauen und Mädchen tragen kein Kopftuch

Ob ein Kopftuch getragen wird, hängt stark vom Alter ab. Von den Mädchen im Kindergarten- oder Grundschulalter (bis 10 Jahre) sind es weniger als ein Prozent. Mit Eintritt der Pubertät erhöht sich der Anteil. Von den über 65-Jährigen tragen 62 Prozent ein Kopftuch.

Musliminnen und Muslime schätzen ihre Deutschsprachkenntnisse häufig als gut oder sehr gut ein

Die meisten muslimischen Religionsangehörigen schätzen ihre Deutschsprachkenntnisse als gut oder sehr gut ein (79 Prozent). Unter den muslimischen Personen, die in Deutschland geboren sind, attestieren sich annähernd alle Personen sehr gute Sprachkenntnisse (93 Prozent).

Bei der schulischen und beruflichen Bildung lässt sich ein Nachholbedarf erkennen

Das schulische Bildungsniveau der muslimischen Religionsangehörigen im Alter ab 16 Jahren ist oftmals schlechter als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Vor allem der Anteil der Personen ohne Schulabschluss ist höher. Bei in Deutschland geborenen Musliminnen und Muslimen ist ein Bildungsaufstieg jedoch erkennbar.

Keine sozialen Abgrenzungstendenzen erkennbar

65 Prozent der muslimischen Religionsangehörigen äußern, häufig Kontakt zu Personen ohne Migrationshintergrund im Freundeskreis zu haben. Hinzu kommen Kontakte zu Personen ohne Migrationshintergrund in der Familie, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz. Muslimische Religionsangehörige mit weniger sozialen Kontakten zeigen einen starken Wunsch nach häufigeren Kontakten zu Personen ohne Migrationshintergrund, sodass insgesamt betrachtet eine hohe Offenheit erkennbar ist.

Der Einfluss der Religion auf die Integration wird häufig überschätzt

Die Ergebnisse der Analysen zeigen, dass sich Musliminnen und Muslime im Hinblick auf die betrachteten Integrationsindikatoren kaum von Personen unterscheiden, die ebenfalls einen Migrationshintergrund aus den berücksichtigten muslimisch geprägten Herkunftsländern haben, die aber einer anderen Religion angehören.

Die Studie kann (u.a. in einer Kurzversion) findet sich auf der Webseite des BAMF