Die neue Mitte Studie zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in der deutschen Gesellschaft zeigt: Die „Mitte“ ist gefordert, Haltung zu zeigen, Position zu beziehen und ihre Demokratie zu stärken! Dazu hat sie das Potenzial.
Hasskampagnen, Gewalt, rechter Terror und neue rechte Gruppen haben die Mitte in den vergangenen Jahren getroffen. Nun kommt die Coronapandemie mit globalen Unsicherheiten und unkalkulierbaren Folgekrisen dazu. Was heißt das für die demokratische Orientierung der Gesellschaft?
Die Mitte-Studie 2020/21 erkennt sowohl Entwicklungen, die die Demokratie fördern, als auch solche, die sie gefährden. Die Mitte selbst schätzt den Rechtsextremismus als größte Bedrohung für die Demokratie ein, und hierin liegt die Chance, ihm zu begegnen.
Die Studie zeichnet neben der den rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in der Mitte auch positive Entwicklungen, die nach Ansicht des Forschungsteams mehr Aufmerksamkeit verdienen. Das Vertrauen in Demokratie und ihre Institutionen hat zugenommen, das Gefühl politischer Machtlosigkeit ist gesunken und eine deutliche Mehrheit erkennt im Rechtsextremismus eine Bedrohung, fordert ein größeres Engagement für eine offene Gesellschaft und fällt nicht auf rechtspopulistische Propaganda herein.
Insgesamt zeichnet die Studie einerseits eine mehrheitlich demokratisch orientierte Gesellschaft, andererseits eine immer unkonkretere Ablehnung gegenüber rechtsextremen Einstellungen, die sich in Uneindeutigkeiten, Ambivalenzen und subtilen Zustimmungen zeigt. Es braucht mehr politische Demokratiebildung, Arbeit gegen Vorurteile und weniger Verharmlosung von Demokratiefeindlichkeit und rechten Meinungen. Die Mitte ist in ihrer großen Mehrheit nicht rechtsextrem eingestellt, dennoch müssen Graubereiche und Ambivalenzen ernst genommen werden, die eine Offenheit dafür erkennen lassen.
Die Mitte–Studie verbindet die Langzeitstudie Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt–und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, die seit dem Jahr 2002 –also seit fast 20Jahren –Vorurteile, Diskriminierungen und Abwertungen von Gruppen untersucht, mit der Mitte–Studie der Friedrich–Ebert–Stiftung, die seit dem Jahr 2006vor allem rechtsextreme Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft untersucht.
Andreas Zick / Beate Küpper: Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung v. Franziska Schröter, Bonn 2021.
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