Privilegien sind machtvolle Handlungsmöglichkeiten. Privilegierte genießen Vorteile, Vorzüge und Zugänge, wo Andere zurückbleiben, oder benachteiligt werden. Privilegierung erzeugt immer auch Benachteiligung (Diskriminierung) und Diskriminierung erzeugt Privilegierung, so Birgit Rommelspacher.

Der Begriff Privileg kommt vom lateinischen privilegium und bedeutet ursprünglich “Ausnahmegesetz” oder “Vorrecht“, es setzt sich zusammen aus den Wörtern lex (Gesetz) und privus (einzeln, gesondert) zusammen. Anders als im römischen Recht, werden damit allerdings heute weniger Einzelverfügungen gemeint, sondern eher Vorrechte aufgrund von Gruppenzugehörigkeiten (männlich, weiß, heterosexuell etc.).

Privilegien sind oft nicht bewusst

Diese Vorrechte sind den Betroffenen oft nicht bewusst. Studenten der Universität von San Francisco haben das mit einer Plakat-Aktion auf den Punkt gebracht: “Wenn Du nicht darüber nachdenken musst, bist Du privilegiert!”
Privilegien sind oft nicht bewusst
Privilegien bedeuten damit nicht immer eine deutliche Bevorzugung, sondern oft auch einfach nur die Freiheit von Benachteiligungen, die letztlich wieder eine Bevorzugung darstellt. Bei einem Bewerbungsverfahren werden vielleicht einige Bewerber*innen nur wegen ihres Fotos aussortiert oder in die Auswahl genommen. Gründe könnten z.B. Schönheitsideale, das Geschlecht, Hautfarbe, oder besondere Frisuren sein. Während einige wegen ihres Aussehens (und den damit verbundenen Stereotypen) positiv bewertet werden, haben andere das Nachsehen. Die Aussortierten ebnen den Verbleibenden den Weg. Ein anderes Beispiel für alltägliche Privilegien ist die Polizeikontrolle am Bahnhof oder an Grenzübergängen in Deutschland. Menschen mit weißer Hautfarbe genießen eher das Privileg nicht kontrolliert zu werden. Äußerlich erkenntliche Muslime, B’POC’s, Obdachlose und Punker werden dagegen häufiger kontrolliert. Wer in einer Situation keine Privilegien hat, wird als als de-privilegiert bezeichnet.

Ob und inwieweit jemand privilegiert oder de-privilegiert ist, ist abhängig von der jeweiligen Situation und den Gruppenzugehörigkeiten der Person. So kann eine Frau gegenüber einem Mann bezüglich beruflicher Chancen gesellschaftlich generell de-privilegiert sein, aufgrund der höheren sozialen Schicht und dem Bildungshintergrund aber im konkreten Fall ein Bewerbungsduell dennoch gewinnen. Inwieweit Multikollektivität  und Mehrfachzugehörigkeit  auch Mehrfachprivilegierung bzw. Mehrfachdiskriminierung (Intersektionalität) nach sich ziehen, zeigt sehr gut der Privilegientest auf dem Portal Intersektionalität.

Eine andere Übung, um mit einer Gruppe über Privilegien zu sprechen ist die Power-Flower oder der Schritt nach vorn, der im folgenden Video genutzt wird, um Privilegien zu erklären.

Das folgende Video illustriert das Wesen von Privilegien in der Gesellschaft sehr gut.

Ich benutze das Experiment auch in meinen Trainings, um den Mythos der Meritokratie und der angeblichen Chancengleichheit (z.B. in der Schule und Berufswahl) zu enttarnen. Danach bietet sich ein Gespräch darüber an, wer von uns an welchem Platz im gesellschaftlichen Raum sitzt und wer damit welche Chancen hat und wer nicht.

Ein expliziteres Video ist “The Unequal Opportunity Race”. Der Film veranschaulicht, was in der Bildungsarbeit oft schwer zu vermitteln ist: die Vorgeschichte (z.B. Kolonialismus) von Privilegien, die Verbindung von Privilegien und Recht, von Privilegien und Gesundheit´und die Weitergabe von Privilegien von Generation zu Generation …

Im letzten Video geht es auch um Privilegien und die Frage, wie man damit umgehen kann …