Bei vielen interkulturellen Seminaren und Ratgebern dominieren Vergleiche von Menschengruppen mit Maschienen. „So ticken die Chinesen“, „So funktionieren unsere französischen Nachbarn“ usw. Ist es nicht verlockend so zu denken? Dann brauchen wir doch nur noch eine Gebrauchsanweiung für diese Kultur und schon haben wir die Kontrolle. Grundlage für dieses Denken ist die Idee der Merkmalsübereinstimmung.

Die Annahme der Merkmalsübereinstimmung geht davon aus, dass die kulturellen Eigenschaften des Kollektivs mit den Gewohnheiten oder Merkmalen der einzelnen Menschen des Kollektivs übereinstimmen. So gibt es die Vorstellung, dass z.B. die Kenntnis von Kulturstandards automatisch Rückschlüsse auf das Verhalten der Angehörigen dieser Kultur zulässt.

Die Idee ist natürlich verlockend, gerade wenn ich mich auf eine Begegnung mit mir fremden Personen vorbereiten möchte. Wenn ich zum Beispiel das erste Mal nach Indien gehe, so suche ich dort nach schneller Orientierung, nach Kontrolle, nach dem richtigen Verhalten. Da kommen dann Bücher und Seminare ganz gelegen, die mir versprechen, Indien sei wie ein Automat und sobald ich gelernt habe wie er funktioniert könne ich ihn bedienen, bzw. seine Menschen verstehen. Die Bücher und Seminare tragen dementsprechend Titel wie: „Gebrauchsanweisung Indien“, „so ticken die Chinesen“, „so funktionieren die Spanier“ … Spiegel TV tickt nicht ganz richtig ...

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Mensch Maschiene
Ticken wie eine Frau ...

… die Vorstellung der mechanischen Kontrollierbarkeit und der Merkmalsübereinstimmung wird heute umfassend kritisiert. Neue Ansätze gehen heute von einer radikalen Individualität aus.