Vorstellung von Beiträgen, Videos, Podcasts und Methoden, die sich gleichermaßen gegen Antisemitismus, Antimuslimischen Rassismus und Rassismus als Reaktionen auf den Krieg im Nahen Osten richten.

Der Krieg im Nahen Osten entfacht auch in Deutschland viele Emotionen und Reaktionen. Dabei kommt es zu antisemitischen, antimuslimischen oder rassistischen Vorwürfen und Diskriminierungen. Dabei kommt es leider auch bei Menschen die Antisemitismus konsequent entgegentreten möchten zu Rassismus. Andersherum finden sich antisemitische Muster in den Argumentationen von Aktivist:innen, die sich gegen den Rassismus in der israelischen Regierung und das Vorgehen der israelischen Streitkräfte einsetzen.

Die schwarze Siluette eines Menschen steht vor den Flaggen Israels und Palästinas

Der Verein ufuq bemüht sich um unaufgeregte Auseinandersetzungen mit den Themen, Fragen und Konflikten in der Migrationsgesellschaft. Mit verschiedenen Aktivitäten ruft der Verein dazu auf, im Zusammenhang mit dem Krieg im Nahen Osten Einseitigkeiten zu vermeiden, Diskriminierungen nicht gegeneinander auszuspielen und respektvoll und konstruktiv miteinander ins Gespräch zu kommen.

Im Folgenden drei aktuelle Beiträge von ufuq zum Thema Nahost & Diskriminierungen.

Video: Israel & Palästina – Was Berliner Jugendliche seit dem 7. Oktober erleben

Im Video von kiez:story sprechen die jugendlichen Expertinnen Chiara, Huanel, Lilith und Miriam, wie sich der 7. Oktober auf ihr Leben ausgewirkt hat. Was haben sie als jüdische, palästinensische oder einfach interessierte Menschen in der Schule erlebt? Wo finden sich Gemeinsamkeiten, auch wenn die Positionierungen unterschiedlich sind? Und was wünschen sie sich von Gesellschaft und Politik?

Was ist eigentlich „unerträglich“? – Beitrag von Jochen Müller

In ihrer äußerst polarisiert geführten Form steht die deutsche Debatte um den Nahostkonflikt und Antisemitismus der von ihr geforderten Verständigung selbst im Weg. Jochen Müller plädiert deshalb dafür, die unterschiedlichen Perspektiven und unterschiedlichen Wahrheiten der Akteure zuzulassen und Überlegungen anzustellen, wie eine andere Konfliktkultur aussehen kann und wie wir sie erlernen können.

Tatsächlich wird es in der Frage, welche Positionen und Überzeugungen zum Staat Israel und zur israelischen Politik nun antisemitisch sind und welche nicht, auch in Zukunft keinen Konsens geben. Zumindest aus einer pädagogischen und präventiven Perspektive braucht es den aber auch nicht. Viel wichtiger wäre wohl ein Bewusstsein davon, dass auch in Bezug auf den Nahostkonflikt die Erfahrungen, Perspektiven, Positionen und Forderungen der direkt oder indirekt an ihm beteiligten und von ihm betroffenen Menschen sehr unterschiedlich sind; und dass die meisten von ihnen – auch wenn sie sich diametral gegenüberstehen mögen – in der einen oder anderen Weise Anspruch auf Gültigkeit und Wahrheit erheben können. Die vollständige Akzeptanz solcher Widersprüchlichkeit – und nicht der Wahrheitsanspruch einer Seite, einer Partei, eines Lagers oder einer Parole – wäre die zu schaffende Voraussetzung für offene, produktive und inklusiv geführte Auseinandersetzungen.

Problematisch ist indes, dass es offenbar allen direkt und indirekt beteiligten Akteuren so schwerfällt, gleichzeitig zwei (oder mehr) Wahrheiten zu sehen, zu ertragen und anzuerkennen. Es ist wie bei den berühmten „Kippbildern“, auf denen Betrachter*innen je nach selbst gewähltem Fokus zum Beispiel einen Hasen oder auch eine Ente erkennen können – aber nie beide gleichzeitig.

Vielleicht ist also Ambiguitätskompetenz, das heißt, Fähigkeiten zu erlernen, im Sprechen über und im Leben mit Widersprüchen, Konflikten und Unterschiedlichkeiten, ein Ausweg aus so mancher polarisiert geführten Debatte und ein Schritt auf dem langen Weg zu Formen von Dialog, Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung, in denen alle gleichwürdig (J. Juul) leben und möglichst gleichmächtig streiten können.

Zitate aus: Jochen Müller, Was ist eigentlich unerträglich? Onlinebeitrag vom 10.09.2024 auf ufuq.de

„Ich erkenne mein Land nicht wieder!“ – Beitrag von Patrick Möller

Seit nun mehr als einem Jahr ist der Nahostkonflikt im öffentlich-medialen Diskurs allgegenwärtig. Dabei haben sich zwei Narrative herausgebildet, die sich unversöhnlich gegenüberzustehen scheinen. „Uneingeschränkte Solidarität“ mit Israel auf der einen und Vorwürfe mangelnder Empathie mit der palästinensischen Bevölkerung auf der anderen Seite. Die Reaktionen diverser Politiker*innen auf den 7. Oktober sowie die Berichterstattung zu seinen Folgen haben bei vielen Muslim*innen zu Entfremdungsgefühlen geführt. Patrick Möller analysiert, wie es dazu kommen konnte und welchen gesellschaftlichen Herausforderungen wir dadurch gegenüberstehen.

Ob man die ‚andere Sicht‘ nun teilt oder ihr jede Berechtigung abspricht, ist letztlich irrelevant; denn sie ist real in den Köpfen vieler Menschen. Der 7. Oktober, der Israel-Gaza-Krieg und die Diskrepanz zwischen den Narrativen ‚Nie wieder ist jetzt!‘ und der anderen Sicht ‚Ich erkenne mein Land nicht wieder!‘ hat in Deutschland eine gesellschaftliche Spaltung erzeugt, die bei vielen Menschen zu einer massiven Entfremdung geführt hat, die mit Rückzug, Abwendung und Radikalisierung einhergeht. Welche Folgen dies mittel- und langfristig für die gesellschaftliche Stabilität in Deutschland haben wird, ist schwer zu beantworten und doch wird man davon ausgehen können: Es werden keine guten sein.

Patrick Möller

Patrick Möller: Ich erkenne mein Land nicht wieder! Onlinebeitrag vom 16.10.2024 auf ufuq.de

Zusammen denken, zusammen handeln

Der Verein BildungsBausteine bietet Workshops, Projekttage, Seminare, Trainings und Fortbildungen zu Antisemitismus, Rassismus und anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit an. Im Projekt „Zusammen_denken, zusammen handeln“ versucht er Spannungsfelder der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildung konstruktiv bearbeiten.

Debatten über Antisemitismus und Rassismus, über ihre Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verschränkungen wurden in den letzten Jahren in den Medien, der Wissenschaft sowie in aktivistischen Kreisen häufig stark polarisierend geführt. Dies hat zu großen Handlungsunsicherheiten im (sozial-)pädagogischen Bereich sowie zu Spaltungen im zivilgesellschaftlichen Engagement geführt. Im Projekt „Zusammen_denken, zusammen handeln“ wollen wir deshalb von März 2023 bis Dezember 2024 konstruktive Auseinandersetzungen über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Spannungsfelder der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildung fördern, die Solidarität, Allyship und Bündnisse zwischen unterschiedlichen Betroffenengruppen sowie Nichtbetroffenen stärken und zu einem Miteinander statt einem Gegeneinander führen.

Mehr zum Projekt

Webtalks & Podcasts

Drei Webtalks mit Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen über Antisemitismus und Rassismus, über ihre Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verschränkungen, die auch als Podcasts erschienen sind.

Methoden

Zwei pädagogische Methoden, die im Rahmen des Projekts “Zusammen_denken, zusammen handeln” (weiter-)entwickelt wurden: