Ein Buch über unbewusste Privilegien und versteckten Rassismus – auch in Deutschland – aus der Perspektive von einem, der täglich damit konfrontiert ist.

Mohamed Amjahid hält der weißen Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vor und zeigt, dass sich diskriminierendes Verhalten und rassistische Vorurteile keineswegs bloß bei unverbesserlichen Rechten finden, sondern auch bei denen, die sich für aufgeklärt und tolerant halten.

Das Buch macht einmal mehr deutlich, dass Rassismus viel mit Privilegien zu tun hat – gerade wenn man sich ihrer nicht bewusst ist.

den Spiegel umdrehen …

Der Politikwissenschaftler und Anthropologe Mohamed Amjahid hat jahrelang Texte von weißen Wissenschaftlern über „exotische, ferne, geheimnisvolle Länder und Kulturen“ lesen müssen, und sich damit auseinandergesetzt, wie man im Norden auf den globalen Süden schaut. Jetzt hat er das mal umdreht und über die „Weißen“ geschrieben.

Unter Deutschen …

Der Titel ist gewollt doppeldeutig:

Einerseits bewege ich mich als Sohn marokkanischer Gastarbeiter in Deutschland oft unter Weißen: in der U-Bahn, an der Uni, am Arbeitsplatz, im Amt … Andererseits soll ich mich gemäß der kolonialen Hautfarbenlehre unterordnen. Mit meiner braunen Hautfarbe stehe ich demnach unter Weißen – aber zugleich über jenen Menschen mit noch dunklerer Hautfarbe. Im Buch suche ich nach Wegen, wie man dieses von Grund auf falsche und gefährliche Konzept überwinden kann..1

Diskriminierende Konsensgesellschaft

Mohamed Amjahid wurde 1988 als Sohn marokkanischer Gastarbeiter in Frankfurt geboren. Er lebt heute in Berlin und arbeitet als Journalist bei einer deutschen Zeitung. Mit dieser Biografie wird er oft unfreiwillig zum „Integrationsvorbild“ gemacht. Nun schreibt er gegen die Idee der deutschen Konsensgesellschaft.2  in der sich alle an eine Norm anpassen sollen, sich integrieren sollen – in was auch immer.

Wir sind aber verschieden, haben jeweils andere Startvoraussetzungen und sprechen aus individuellen Positionen.3

Für ihn ist es daher wichtig auf Missstände und vor allem auf Privilegien und Diskriminierungen aufmerksam zu machen.

Alltägliche Mikroagressionen

Dabei geht es dem Autor vor allem um den alltäglichen Rassismus, um die alltäglichen Mikro-aggressionen, wie er sagt, die sich irgendwann mal in ein großes Problem verwandeln könnten:

Heute erschreckt sich eine Frau wegen meiner Hautfarbe in der U-Bahn vor mir, morgen werden wegen der herrschenden Angst vor „Nafris“ neue Gesetze erlassen. Das kann sehr schnell gehen.4

 

Mohamed Amjahid, Unter Weissen. Was es heißt, privilegiert zu sein, Hanser Berlin 2017

 

alltäglichen Diskriminierungen & Privilegien hinterfragen