Antisemitismus bezeichnet Judenfeindlichkeit, die Diskriminierung bzw. Abwertung von jüdischen Menschen. Diese wird mit angeblich unveränderbaren Eigenschaften von Jüdinnen begründet. Dabei wirken manche Vorurteile gegen Jüdinnen seit der Antike bis heute in den Antisemitismus hinein.


Beim Antisemitismus spielen Stereotype eine wichtige Rolle

Verbreitung des Antisemitismus
  • Laut Mitte Studie 2016 nimmt die Zustimmung zu klassischen Formen des Antisemitismus seit Jahren in Deutschland kontinuierlich ab. 2016 lag sie bei 6 %.
  • 9 % stimmen der Aussage zu, Juden hätten in Deutschland zu viel Einfluss.
  • 7 % unterstellen Juden eine Mitschuld an der eigenen Verfolgung

Statt der klassischen Formen des Antisemitismus äußern die Deutschen ihren Antisemitismus allerdings über neue (Um)Wege, vielfach in Form von antisemitischen Aussagen mit Israelbezug, den sogenannten israelbezogenen Antisemitismus.

  • 40 % äußern im Jahr 2016 ihr Verständnis für die Ablehnung von Juden aufgrund der israelischen Politik

Eine weitere Form des modernen Antisemitismus ist der Sekundäre bzw. geschichtsbezogene Antisemitismus. Dieser wirft Juden den Versuch einer Vorteilsnahme durch den Holocaust vor. Mit einer Zustimmung von 26% der Befragten ist diese Form die bestimmteste Form des Antisemitismus im deutschen Rechtspopulismus (NPD, AFD etc.).


Antisemitistische Diskriminierungen

Laut Lagebild Antisemitismus 2016/2017 der Amadeu Antonio Stiftung treten öffentlich wahrnehmbare antisemitische Erscheinungen wellenförmig auf. Mal sinkt die Zahl antisemitischer Vorfälle, dann steigen sie wieder an.

Daraus lässt sich jedoch nicht der Umkehrschluss ziehen, dass Antisemitismus mal ab- und dann wieder zunimmt. Im Gegenteil: Antisemitismus ist in der Gesellschaft jederzeit latent vorhanden und breit mobilisierbar.

2016 wurden 1468 politisch motivierte Straftaten mit antisemitischem Motiv in Deutschland registriert.

Eine deutliche Mehrheit der Juden in Deutschland nimmt Antisemitismus als großes Problem wahr und sieht deswegen sehr pessimistisch in die Zukunft. Dies geht 2017 aus einer Studie der University of Applied Sciences Frankfurt am Main (UAS) und des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) hervor.

  • 62% haben in den vergangenen zwölf Monaten Antisemitismus in Form von versteckten Andeutungen erlebt
  • 29% berichteten von verbalen Beleidigungen beziehungsweise Belästigungen
  • 3% Prozent von körperlichen Angriffen
  • Die Hälfte der Befragten hatte Angst vor Andeutungen und verbalen Angriffen
  • 37% fürchteten sich vor körperlichen Attacken. Deswegen zeigten sie ihre jüdische Identität, etwa durch erkennbare Symbole, selten im öffentlichen Leben oder im Internet
  • 85% der Befragten äußerten eine starke Besorgnis über die Zunahme von Abwertungen gegenüber Juden. Antisemitische Vorurteile würden in den vergangenen Jahren von ganz unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft viel offener geäußert, insbesondere solche, die sich auf den Staat Israel beziehen.

Literatur zu Antisemitismus
  • Anne Frank Haus Amsterdam (Hrsg.): Alle Juden sind… 50 Fragen zum Antisemitismus“. Mülheim a.d.R. 2008.
  • Albert Scherr, Barbara Schäuble: „Ich habe nichts gegen Juden, aber…“ – Ausgangsbedingungen und Ansatzpunkte gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus, 2007
  • Heike Radvan: Pädagogisches Handeln und Antisemitismus. Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit. Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung, 2010.
  • Meron Mendel, Astrid Messerschmidt (Hrsg.): Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft, Campus Verlag 2017.
  • Wolfgang Benz: Was ist Antisemitismus, München 2014

Texte zu Antisemitismus

Materialien zu Antisemitismus

 

 


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