Methode Was ist normal

Name d. Methode

Was ist normal?

Ziel(e)

  • Meinung- und Wertevielfalt in der Gruppe zeigen
  • Lernen, sich über Unterschiede auszutauschen
  • Eigne Normalitätsvorstellungen und deren Entstehung hinterfragen

Gruppengröße

max. 26 Personen (gerade Anzahl)

Sprachniveau

leicht-mittel

Dauer

40 bis 50 Minuten

Besonderes Material/

Vorbereitung

Bildliche Darstellungen von konfliktträchtigen Themen/Phänomenen ausgedruckt auf A4-Papier

Bilderset mit mehrsprachiger Erklärung zum Download

Eine ca. 2–3 Meter lange Linie (z.B. mit Kreppband) auf den Boden kleben, die Enden mit „Normal“ und „Nicht normal“ beschriften

Beschreibung

1. Die Teilnehmenden werden gebeten, der Reihe nach, jeweils ein Bild aufzunehmen, zu beschreiben, worum es darauf geht und dann die Bilder nach eigner Einschätzung auf der Linie zwischen den Polen „Normal“ bis „Nicht normal“ zu verteilen. Sie können ihre Positionierung begründen, oder auch nicht.

2. Nachdem alle ein Bild gelegt haben, darf Jede*r, der Reihe nach, erneut in die Mitte kommen und ein bereits liegendes Bild auf der Skala verschieben. Auch diese Verschiebung kann, muss aber nicht begründet werden.

3. Schließlich gibt die Seminarleitung noch einmal für drei Minuten allen gleichzeitig die Möglichkeit, Bilder auf die Stelle legen, die ihrer Meinung nach für dieses Bilder die richtige ist. Sprechen ist dabei nicht erlaubt. Es folgt ein Tumult und ständiges Hin- und Herschieben der Bilder.

4 . Jede*r Teilnehmer_in wird gebeten, mit der Person ein Paar zu bilden, mit der er/sie starke Meinungsunterschiede über den Platz eines bestimmten Bildes auf der „Normalitätslinie“ hatte. Über dieses Bild werden sie dann sprechen dürfen. Die Paare verteilen sich im Raum, so dass ein ungestörtes Gespräch möglich ist. Dann hat jede Person 10 Minuten Zeit über das Bild und seinen Platz auf der Normalitätsskala reden. Die andere Person wird aktiv zuhören ohne dabei ihre eigene Meinung zu äußern. Die Verantwortlichen geben ein Signal, wenn die Zeit abgelaufen sind. Dann werden für 10 Minuten die Rollen getauscht.

6. Austausch im Plenum mit folgenden Reflexionsfragen:

  • Wie war diese Übung?
  • Was ist „normal“? Gibt es eine einzige „Norm/Normalität“?
  • Woher kommen „Normalitätsvorstellungen?“
  • Wie einfach/schwierig ist das Aushalten anderer Vorstellungen?
  • Hilft das Zuhören ein Verständnis für andere Sichtweisen zu entwickeln?

Hinweise

Die Übung ist am Anfang sprachlich einfach (da nonverbal) – und wird zum Ende hin sprachlich anspruchsvoller. Hier sind ggf. Übersetzungen notwendig.

Der zweite Teil (Austausch über Normalitätsvorstellungen) ist sehr wichtig, damit alle verstehen, dass die Positionen der Bilder Ausdruck persönlicher Einstellungen sind und damit keine Positionierung beanspruchen kann, „richtig“ oder „falsch“ zu sein. Wenn bei der Übung verletzende Äußerungen, Zuschreibungen, Vorurteile oder Schimpfwörter fallen, müssen diese unbedingt von den Verantwortlichen aufgegriffen werden.

Die Übung kann bestimmte Themen (wie zum Beispiel Geschlechterrollen, Homosexualität etc.) aufmachen, die dann pädagogisch weiterbearbeitet oder thematisiert werden müssen. Die Bilder können daher bewusst so ausgewählt werden, dass sie aktuelle oder potentielle Konflikt- oder Streitthemen innerhalb der Gruppe thematisieren.

Quelle

Frei nach der Methode: „Was ist normal?“ von Anna Goshchinskaya aus: Gundula-Gwenn Hiller, Stefanie Vogler-Lipp (Hrsg.): Schlüsselqualifikation Interkulturelle Kompetenz an Hochschulen. Grundlagen, Konzepte, Methoden, Springer VS, 2010, S. 204-208.