Name d. Methode

Ich (nicht)!

Ziel(e)

  • Kennen lernen
  • Sichtbarmachen verschiedener Gruppenzugehörigkeiten
  • Verschiedene Differenzlinien in der Gruppe sichtbar machen
  • Sichtbarmachen von gesellschaftlich abgewerteten und aufgewerteten Zugehörigkeiten
  • Thematisieren von Mehrheits- und Minderheitspositionen

Gruppengröße

10 bis 25 Personen

Sprachniveau

mittel

Dauer

60 -90 Minuten

Besonderes Material

Seiten eines Raums mit DIN A3-Zettel „Ich“ auf der einen und mit „Ich nicht“ auf der anderen Seite markieren.

Beschreibung

1. Die Teilnehmer_innen sollen sich entsprechend ihrer Antwort auf Fragen auf eine der beiden der Seiten stellen. Darauf hinweisen, dass es in dieser Übung kein dazwischen gibt, wohl aber die Möglichkeit zu lügen oder sich Abseits zu stellen. Die Verantwortlichen sollten verdeutlichen, dass für die Positionierung in der einen oder der anderen Richtung allein das persönliche Verständnis der Frage und der eigenen Situation ausschlaggebend ist.

2. Dann beginnt man mit der ersten Frage (siehe Fragen am Ende). Nach jeder Frage ist es wichtig einen Moment in der Aufstellung zu verweilen. Dabei sollte die Aufmerksamkeit der Teilnehmer_innen auf die sich ändernden Zugehörigkeiten gerichtet werden.

Folgende Fragen können anregend sein für die Entwicklung passender Fragen für die eigene Gruppe:

  • Wer hat mehr als zwei Geschwister?
  • Wer lebt an dem Ort, wo er_sie geboren wurde?
  • Wer lebt gerade an einem Ort, wo die vorherrschende Sprache nicht die eigene Erstsprache ist?
  • Wer spricht mehr als drei Sprachen?
  • Wer hat blonde Haare?
  • Wer hat schon einmal auf einem Pferd gesessen?
  • Wer kommt aus einer Familie, in der niemand vorher an einer Universität studiert hat?
  • Wer spielt gerne Fußball?
  • Wer ist Linkshänder_in?
  • Wer spielt ein Musikinstrument?
  • Wer besucht ab und zu einen religiösen Ort?
  • Wer hat die Staatsangehörigkeit des Landes, in dem er/sie lebt?
  • Wer hat schon mal illegale Drogen konsumiert?
  • Wer fährt jedes Jahr in den Urlaub?
  • Wer hat schon mal leidenschaftlich einen Mann geküsst?
  • Wer hat schon mal leidenschaftliche eine Frau geküsst?
  • Wer fühlt sich einer gesellschaftlich diskriminierten Gruppe zugehörig?
  • Wer tanzt gerne?

3. Auswertung im Plenum (Stuhlkreis): Die Auswertung sollte beinhalten, dass es viele Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Gruppe gibt, die dann sichtbar werden, wenn andere Fragen gestellt werden. Es sollte aber auch deutlich werden, dass Unterschiedlichkeit in unseren Gesellschaften leider nicht nur positiv erlebt wird, sondern an manchen Stellen mit mehr oder weniger Möglichkeiten einhergehen kann.

Mögliche Auswertungsfragen:

  • Wie war es auf alleine auf einer Seite zu stehen?
  • Wie war es, in einer großen Gruppe auf einer Seite zu stehen?
  • Wie ging es euch damit, euch nicht zwischen „Ich“ und „Ich nicht“ positionieren zu können?
  • Habt ihr eine Idee, warum die Methode nur diese beiden Positionen zulässt?
  • Kennt ihr diese Erfahrung aus eurem Alltag, dass es nur zwei mögliche Antworten gibt und ihr euch aber vielmehr dazwischen fühlt?
  • Wie war es für euch, nicht sprechen zu dürfen, also die eigene Position nicht erklären zu können? Ist das auch etwas, was ihr kennt aus dem Alltag?
  • Hatten alle Fragen für euer Leben dieselbe Bedeutung?
  • Warum sind bestimmte Zugehörigkeiten von Bedeutung? Welche?
  • Gibt es weitere Zugehörigkeiten, die in den Fragen gar nicht berührt worden sind, die aber eine besondere Bedeutung für euch haben? 
  • Gibt es Unterschiede zwischen den individuellen und den gesellschaftlichen Bewertungen der verschiedenen Zugehörigkeiten?

Hinweise

Bei der Auswahl der Fragen ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fragen nicht zu einer Herausstellung einzelner Teilnehmender führen, die sich bereits in einer Minderheitsposition befinden. Zudem sollte bedacht werden, dass die Fragen sehr persönliche (und unter Umständen schmerzhafte) Erfahrungen ansprechen. Nicht mit zu machen, bei einzelnen Fragen auszusteigen sollte immer wieder als Möglichkeit mit eingebracht werden.

Während der Auswertung sollten die Verantwortlichen auch darauf hinweisen, dass es sehr verständlich ist, dass viele Menschen sich nicht so leicht zuordnen konnten und wollten, weil ihre Realitäten und Erfahrungen komplexer sind als einfach nur „ja“ oder „nein“. Es sollte klar werden, dass die Methode extra so aufgebaut ist, um zu verdeutlichen, wie Unterscheidungen und Schubladendenken funktionieren und dass es in unserem Alltag auch viele Momente gibt, in denen wir nur zwischen zwei Antworten entscheiden dürfen, auch wenn wir uns dazwischen fühlen.

Quellen

Nach der Methode der Anti-Bias-Werkstatt e.V.: „Ich-nicht Ich“ online unter: www.portal-intersektionalitaet.de/forum-praxis/methodenpool/intersektionalitaet/2012/ich-nicht-ich und Methode: „Ich-Ich nicht“, aus: JUGEND für Europa (Hrsg.): More than culture. Diversitätsbewusste Bildung in der internationalen Jugendarbeit. Eine Handreichung für die Praxis, Bonn 2014, S. 63-65. www.bit.ly/2fcNIRl